Alle Guten Dinge sind ein Drittel

15. Januar 2021

Vielleicht hast du schonmal etwas von der Drittelregel gehört. Diese Regel ist einer meiner Lieblingstechniken um schnell zu spannenden Perspektiven und harmonischen Fotos zu kommen. Dabei ist es egal, ob du mit dem Handy oder der Kamera fotografierst.
Das Bild wird (imaginär oder mithilfe von Hilfslinien) in 9 gleiche Teile geteilt. Die Trennungslinien oder die Schnittstellen der Trennungslinien sind dann die idealen Punkte um dort dein Hauptmotiv zu platzieren. 

Meistens positioniert man Personen an einer der beiden vertikalen Linien und idealerweise den Horizont oder andere waagerecht verlaufenden Elemente an einer der Querlinien.

Wenn sich dein Motiv allerdings bewegt, was ja bei den meisten Kindern der Fall ist, solltest du darauf achten, dass die Bewegung in Richtung der Bildmitte verläuft. Solltest du also zu langsam sein, hast du immer noch ein zentriertes Bild und kein leeres.

Aber nicht nur bei Bewegungsbildern, sondern gerade bei Detailaufnahmen wende ich diese Regel besonders gern an. Obwohl bzw. gerade weil das Motiv nicht im Zentrum des Bildes ist, sticht es heraus und wirkt oft interessanter als ein zentrales Hauptmotiv.

Fotos nach der Drittelregel wirken spontaner und man fühlt sich eher als Beobachter der Szene. Diesen Effekt mag ich besonders, da in unserem Familienalltag ja keine klassischen Porträts entstehen sollen, sondern emotionale “Schnappschüsse”.

Die Perspektive gilt als angenehm fürs Auge und sorgt für einen harmonischen Bildaufbau. Es entsteht ein natürlicher Eindruck, der weniger nach “gewollt”, aber mehr nach “gekonnt” aussieht.

Bei deiner Kamera kannst du die Hilfslinien übrigens einblenden. Dann siehst du sie vor und während der Aufnahme, wenn du durch den Sucher oder auf dein Display schaust. Auch bei Handykameras kann man diese Linien einblenden. Schau mal bei den Einstellungen nach “Kameraraster” oder ähnlichen. Dann werden oft die Hilfslinien für die Drittelregel eingeblendet.Das kann helfen, soll dich aber auch nicht stören. Du kannst auch ohne Hilfslinien die Regel anwenden und im Anschluss beim Zuschneiden des Bildes kleine Ungenauigkeiten wieder ausbügeln. Bei meiner Kamera habe ich sie eingeblendet, bei meiner Handykamera stören mich die Linien eher. Mit etwas Übung erwischt man die Position auch ohne Hilfslinien und wie gesagt, kann man beim Zuschnitt nach der Aufnahme nochmal etwas nachjustieren.

Bei hochkantigen Bildern wendet man die Drittelregel analog an. Auch hier sind die Personen oft an einer der vertikalen Linien orientiert und der Horizont an einer Querlinie. Personen “rutschen” aber schneller aus dem Bild und die Drittelregel ist meiner Erfahrung nach schwerer zu erreichen als bei querformatigen Bildern.


Bei diesen beiden Bildern seht ihr den direkten Vergleich: Im rechten Foto ist das Mädchen nach der Drittelregel auf der zweiten vertikalen Trennungslinie platziert und beim rechten Bild im Zentrum. Beide Perspektiven haben ihre Berechtigung und ihren Anwendungsfall, wirken aber sehr unterschiedlich.

Die Drittelregel (auch Zwei-Drittel-Regel genannt) orientiert sich am Goldenen Schnitt, der noch etwas weiter geht. Das Bild wird nicht in 9 gleich große Teile aufgeteilt sondern die Linien orientieren sich mehr zur Mitte hin. Es gibt auch noch eine Goldene Spirale, die ebenfalls einen “idealen” Punkt für euer Hauptmotiv definiert. Aber auch hier sind die Punkte ohne Hilfsmittel nicht direkt im Geschehen zu treffen. Bei der Nachbearbeitung kann man sich die Linien bzw. Punkte mal einblenden lassen. Vielleicht passt dein Bild ja und du kannst durch ein bisschen Zuschneiden den Goldenen Schnitt / die Goldene Spirale treffen. Persönlich arbeite ich hauptsächlich mit der Drittelregel, mit der du schnell spannende Perspektiven erzielst. 


Vorsicht bei der Entwicklung der Fotos. Wenn du hier nicht die Option “Originalformat” auswählst, sondern die Bilder auf die gängigen Formate “zuschneiden” lasst, dann ändert sich der Zuschnitt und dein Motiv rutscht möglicherweise zu weit an den Rand. Hier musst du den Fotozuschnitt manuell prüfen oder bereits bei der Bildbearbeitung das finale Format selbst schneiden.


Ich achte übrigens generell auf gerade Linien im Bild. Der Horizont, Hauswände, Laternen oder ähnliches sollten nicht schräg im Bild hängen, sondern möglichst rechtwinklig. Zu den Linien im Bild komme ich aber bei einer anderen Gelegenheit nochmal.