What the f***ont?

25. Januar 2021

Da steht der nächste Geburtstag an und du willst “nur schnell” noch ein Fotoalbum erstellen. Doch bereits beim Anlegen der Titelseite kommst du ins Stocken. Der Titel, klar “Dein erstes Lebensjahr”, aber die Schriftart? Lieber etwas Verspieltes? Aber kann man das dann gut lesen? Du probierst dies und das und die ist ja schon ganz gut, aber es gibt ja noch so viele andere. Also scrollst du dich weiter durch die Endlosliste an Schriftarten und bist danach irgendwie noch unentschlossener als zuvor.

Ich persönlich habe mich immer gern verkünstelt auf der Suche nach der perfekten Schriftart. Und dann geht es ja noch weiter. Oft hat man die Überschrift und braucht aber noch eine weitere für den Fließtext. Mittlerweile habe ich mir eine Entscheidungshilfen parat gelegt und das Thema Schrift ist schnell abgehandelt, wenn ich etwas entwerfe. Tipps wie du schneller zu einer geeigneten Schriftart kommst und diese dabei passend kombinierst, habe ich dir hier zusammengestellt.

In vier Schritten zur harmonischen Schriftauswahl:

  1. Überlege dir was du machen möchtest. Schreibst du viel Fließtext oder wenig?
  2. Wenn du nur kurze Texte schreiben und im Wesentlichen kleine Akzente setzen möchtest, dann wähle zuerst eine Schriftart für die Überschriften.
  3. Wenn du vorhast viel Fließtext zu schreiben, beginne deine Auswahl bei der Schriftart für den Fließtext. Je weniger verspielt, je angenehmer zu lesen. Beachte auch, dass ein Text, der rein nur aus Großbuchstaben besteht, anstrengend zu lesen ist.
  4. Einmal verwendet, bleibe konsequent bei der Nutzung der Schriftarten für ihren Anwendungsfall: Titel-Schrift bleibt Titel-Schrift, Fließtext-Schrift bleibt Fließtext-Schrift.

Schauen wir uns an, was das nun konkret heißt und wie du die einzelnen Schritte mit Leben füllst. Jetzt geht es erstmal ans Eingemachte. 

Schriftarten

Es gibt viele Möglichkeiten bzw. diverse Bezeichnungen, nach denen man Schriftarten klassifizieren kann. Die bekanntesten Kategorien sind SERIFE und SANS SERIFE SCHRIFTEN.

Bei SERIFEN Schriften haben die Buchstaben kleine Endstriche an den Hauptstrichen. Sie wirken dadurch verspielter und emotionaler. SANS SERIFE Schriften kommen dagegen ohne diese Zusatz-Striche aus und wirken dadurch markanter und nüchterner.

Alle Schriftarten, die hangeschrieben oder kalligrafiert anmuten, fasse ich in der Kategorie HANDSCHRIFT zusammen. Darunter fallen alle Schreibschriften. Hier werden oft noch Skript-Schriften unterschieden, die ebenfalls handgeschrieben aussehen, aber mehr in die Kalligrafie-Richtung gehen. Der Einfachheithalber passt für mich alles in die Handschrift-Kategorie, das nach Schreibschrift aussieht.

Eine weitere Kategorie sind die DEKOR– bzw. Kreativ-Schriften, die besonders verspielte Elemente enthalten. Sie sind sehr markant, sollten deshalb aber auch nur gezielt und sparsam eingesetzt werden.

Es gibt noch weitere Kategorien oder andere Bezeichnungen, die ich an der Stelle aber vernachlässige. Für den einfachen Anwendungsfall reicht es, wenn du diese vier Kategorien im Hinterkopf behältst.

Font, Familie & co.

Dann schauen wir uns an, was hier überhaupt wie heißt: Font, Schriftart, Familie, Schriftschnitt… da gibt es einiges im Schriftendschungel, das einem begegnet, was man aber bisher vielleicht nicht direkt hinterfragt hat.


Eine Schriftart gibt es in unterschiedlichen Schriftschnitten. Diese sind Variationen einer Schriftart, die du sicher schon gehört hast:

Bold für eine fette Variante der Schriftart, light für eine feine Ausführung, italic für kursive Versionen, condensed für eine Variante der Schriftart, die in der Breite angepasst ist und schmaler daher kommt, also die Buchstaben näher zusammen setzt.

Eine Schriftart mit ihren Schriftschnitten ergibt zusammen eine Schriftfamilie. Schriftarten werden in Programmen und im Englischen oft als Font betitelt. Streng genommen ist das sowohl wörtlich als auch inhaltlich nicht die direkte Übersetzung von “Schriftart”, aber diese Feinheit lassen wir hier mal außen vor und verwenden die Begriffe im Wesentlichen synonym.

Was kombiniere ich jetzt wie?

Wie so oft bei Design-Themen gilt auch hier: “Weniger ist mehr!” Verwende nicht zu viele unterschiedliche Schriftarten in einem Kontext, d.h. konkret nie mehr als drei, idealerweise nur 1 oder 2.
Es gibt zwei Möglichkeiten, wie du vorgehen kannst:

Variante 1) “Family first”Wähle eine Schriftart und nutze die unterschiedlichen Schriftschnitte der Familie. So kannst du im Erscheinungsbild variieren, bleibst aber in jedem Fall harmonisch.Wähle beispielsweise die gleiche Schriftart in bold als Überschrift und in light für den Haupttext.


Variante 2) “Mix & match”Wähle zwei unterschiedliche Schriftarten, die gut harmonieren. Hier hast du mehr Auswahlmöglichkeiten und kannst dich  austoben. Dafür ist es auch komplexer die Schriftarten auszuwählen, die gemeinsam als angenehm empfunden werden. 
Beachte hierbei:Zwei Schriftarten aus der gleichen Kategorie sind schwer zu kombinieren, beispielsweise 2x Schreibschrift, 2x Serife o.ä. Zu ähnliche Schriften, die zu viele Gemeinsamkeiten haben, heben sich nicht gut voneinander ab und wirken dann uneinheitlich. Deshalb besser: 1x Schreibschrift mit 1x Sans-Serif kombinieren o.ä.


Ideal ist es wenn, die Schriftarten unterschiedlich genug sind, aber einige  wenige gemeinsame Merkmale haben, die sie verbinden. Bereits mit einem gemeinsamen Merkmal wirkt der Text einheitlich. Schau dir dazu die Laufweite an, die dicke der Striche, die Breite der Buchstaben. Besonders aussagekräftig ist es beispielsweise die Buchstaben o, p und d zu vergleichen.
In Kürze kann das heißen:

  • Wähle eine ausgefallenere Schriftart für Akzente und Überschriften
  • Wähle eine gut lesbare Schriftart für den Fließtext 
  • Achte mind. darauf, dass die beiden Schriftarten nicht aus der gleichen Kategorie stammen

Ich wähle oft:
1 Schreibschrift für Titel und Akzente1 Sans-Serif-Schrift für den Fließtext
Auch schön:
1 Serif-Schrift für Titel und Akzente1 Sans-Serif-Schrift für den Fließtext

Bei Variante 2 solltest du dann aber nicht zu oft den Schriftschnitt wechseln, also mit bold-, kursiv-Varianten etc. sparsam umgehen.

Und was heißt das jetzt für deine Familiendesigns?

Mach es dir einfach: Bleibe bei gleichen Anwendungsfällen bei einer Kombination. Ein Design für Urlaubsfotoalben, eins für  Geburtstagsalben, eine Schriftartenkombination für deine Insta-Story. Das gibt eine wundervolle Serie, hat einen Wiedererkennungswert und du sparst dir einiges an Zeit.

Schaue dir vorgeschlagene Designentwürfe in den Progammen genauer an. Oft kombinieren sie schon ideale Schriftarten oder haben einige Kombinationsentwürfe, die auch zu deinen Vorstellungen passen.  Mit dem Hintergrundwissen, das du hier bekommen hast, kannst du die Vorschläge nun besser einschätzen bzw. mit kleinen gezielten Änderungen schon auf dich anpassen.


Die Kombinatiornsmöglichkeiten sind aber wie gesagt gefühlt endlos. Bei Google-Fonts kannst du dir unzählige Schriftarten anzeigen lassen und bekommst auch Vorschläge, welche Kombinationen geeignet sind. Dort siehst du auch immer die vollständige Familie der Schriftart:
https://fonts.google.com

Bereits toll kombinierte Schriftarten kannst du dir hier vorschlagen lassen:
https://fontpair.co

Wenn du vorhast viel Text zu schreiben und erst wissen möchtest, wie deine gewählte Schriftart wirkt bevor du deinen Text geschrieben hast kannst du einen LoremIpsum-Generator nutzen. Dabei handelt es sich um Platzhalter-Text, der vom Erscheinungsbild her möglichst realistische Buchstaben- und Wortfolgen generiert.
https://loremipsum.de